Enthalten:
Geschichte:
Inuit-Märchen: Die Reise um die Erde
Es war einmal ein eisiger Winter im hohen Norden. Ein fürchterlicher Schneesturm tobte über das Land und so hatten sich zwei Männer in den Schutz eines Felsens geflüchtet. Sie gehörten zum Stamm der Inuit und sie führten ein kleines Gespräch – so gut wie das bei dem Sturm eben ging:
„Ich habe gehört, die Erde ist eine Kugel. Kannst du dir das vorstellen?“ „Ich weiß nicht“, antwortete der andere. „Man müsste versuchen, es herauszufinden!“ „Wie denn?“ „Wir fahren mit unseren Schlitten los. Jeder in die entgegengesetzte Richtung. Und wenn die Erde wirklich eine Kugel ist, dann treffen wir uns auf der anderen Seite wieder.“
Als der Schneesturm vorbei war und sie nach Hause kamen, setzten sie sich gleich hin und schnitzten sich aus den Hörnern desselben Ochsen jeder einen Becher. Dann beluden sie ihre Schlitten, setzten noch ihre jungen Frauen hinein und fuhren los – jeder in seine Richtung. Laut knallten sie mit ihren Peitschen, so lange, bis sie einander nicht mehr hören konnten.
So fuhren sie und fuhren, den ganzen Winter lang. Als der Sommer kam und das Gras sich zeigte, machten sie Halt und blieben an der Stelle, wo sie gerade waren. Im Winter aber reisten sie auf ihren Schlitten weiter. Und so den folgenden Sommer und den folgenden Winter. Und jeden folgenden Sommer und jeden folgenden Winter. Denn es dauert lange, bis man um die Erde herum ist. Sie bekamen Kinder, viele Kinder, und sie bekamen Falten. Schließlich wurden sie runzlig und schrumpften zusammen. Ihre Haare wurden weiß, und auch die Kinder bekamen schon die ersten Falten. Zuletzt musste man sie tagsüber auf dem Schlitten festbinden, weil sie auf der Fahrt immer einschliefen und herunterzufallen drohten. Endlich, in einem Sommer, trafen sich die Freunde wieder. Da waren von ihren Bechern nur noch die Henkel übrig. So oft hatten sie unterwegs daraus getrunken und danach die Becher im Gras abgewischt. „So groß haben wir uns die Erde damals nicht vorgestellt!“ Sie gaben sich die Hände und sahen einander aus halbblinden Augen an. Ja, damals waren sie jung gewesen! Ihr Gang war mehr ein Tanz und sie hatten gesungen mit ihren Frauen auf den Schlitten – an jenem Tag, als sie ihre Behausungen verließen. Jetzt aber waren sie alt und ihre Kinder mussten sie stützen, als sie aufeinander zugingen, um sich endlich in die Arme zu fallen.
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Bastel-Idee
Bastelt euch eine wunderschöne Schneelandschaft und malt sie aus, wenn ihr mögt.
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